Neulich im Lecker Lezmi-Interview fragte Isabel nach dem, was es gäbe, wenn ich mir einmal etwas gönnen möchte. Meine Antwort war "ein knuspriges Brathähnchen", und eigentlich sollte es am Sonntag wieder soweit gewesen sein. Der Anlass: Die Bude ist fertig. Nun - fast fertig. Es hängt noch kein Bild an der Wand und auch sonstige Dekoration ist eher spärlich vertreten, aber alle Möbel stehen an ihrem Bestimmungsort, die Kartons sind ausgepackt, der Keller ist ansatzweise organisiert und auch die letzte Baustelle, die Küche, ist wieder benutzbar, ohne dass man Yogi-mäßige Verrenkungen ausführen muss, um an Gewürze und anschließend an Rührlöffel zu kommen. This calls for a celebration!
Auf dem wunderbaren Lüneburger Wochenmarkt flatterte also ein Gockel in meine Einkaufstasche, und als ich im Vorbeigehen am Gewürzstand hörte, wie der Händler einem Kunden seine spezielle Curry-Mischung anpries, kam mir die Idee, statt des Brathähnchens doch lieber ein sehr langsam geschmortes Gewürzhähnchen zu zaubern. Der Gatte, um seine Meinung gebeten, antwortete mit einer Gegenfrage: "Ist das das Huhn mit DER Sauce? Ja?", und das Strahlen in seinen Augen allein hätte mich davon überzeugt, jedes andere womöglich geplante Rezept zugunsten "der Sauce" über den Haufen zu werfen.
Das Hähnchen wird dazu zerteilt, ich habe mir hier zeigen lassen, wie das funktioniert. Dank des superscharfen Messers, das mir netterweise von Butch.de zur Verfügung gestellt wurde (toller Laden! meine Wunschliste wächst ins Unendliche...) ging das sehr geschmeidig.
Die drei Stunden Schmorzeit kann man übrigens auch sehr gut aufteilen: So habe ich alles angebraten und schon einmal zwei Stunden köcheln lassen, bin dann mit dem Liebsten noch eine Weile durch unsere neue Heimatstadt gebummelt und habe dann abends das Hähnchen zuende schmoren lassen. Währenddessen waren auch Reis und Linsen fertig. Und der Liebste selig.
Ein absoluter Soulfood-Favorit für kühle Tage, die orientalischen Gewürze bringen Wärme in den Bauch und ins Gemüt!
Langsam geschmortes Gewürzhähnchen
Für 2
Frei nach diesem Rezept aus der CK-Datenbank
Vorweg: Das Gericht funktioniert nicht mit Hähnchenbrustfilet, es braucht definitiv Fleisch mit Knochen. Nach dem Zerteilen friere ich die Brustfilets in der Regel ein, um sie später zu verwenden.
1 Bio-Hähnchen von etwa 1,5kg oder 2 Keulen und 2 Flügel o.ä.
2 Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
1 daumengroßes Stück Ingwer
1 Zimtstange
1 TL Fenchelsamen
1 TL gelbe Senfsaat
1 TL Koriander (ganz)
1 TL Kreuzkümmel (ganz)
1/2 TL Anissamen
5 Kardamomkapseln
2 TL Kurkuma (gemahlen)
1 rote Chili
1 große reife Tomate, alternativ 1 TL Tomatenmark
3 EL Ghee oder Butterschmalz
500ml Wasser
Salz
:: Hähnchen waschen, trockentupfen und zerlegen (klick für die Anleitung). Alternativ die Hähnchenteile waschen und trocknen.
:: Zwiebeln hacken, Knoblauch und Ingwer in Scheiben schneiden. Die Gewürze mischen. Die Tomate würfeln und die Chilischote in Ringe schneiden.
:: In einem ausreichend großen Bräter oder Schmortopf 2 EL Ghee erhitzen und die Hähnchenteile darin rundherum scharf anbraten. Herausnehmen und den restlichen EL Ghee in den Bräter geben. Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer darin anbraten, dann die Gewürze dazugeben und unter ständigem Rühren etwa 1 Minute anrösten, aufpassen, dass nichts anbrennt! (*pfeif*)
:: Die Hähnchenteile wieder zurück in die Pfanne legen, Tomatenwürfel und Chili dazugeben und alles mit 500ml Wasser angießen. Etwas salzen und die ganze Masse einmal aufkochen lassen. Die Hitze auf die kleinste Stufe herunterregeln, Deckel auflegen und Hähnchen und Gewürze 3 Stunden bei allerkleinster Hitze schmoren lassen, bis das Fleisch nahezu von selbst von den Knochen fällt.
:: Das Fleisch aus dem Topf nehmen und warmhalten. Die Sauce durch ein Sieb passieren, die Rückstände im Sieb richtig gut auspressen, damit möglichst viele Aromen in der Sauce bleiben, und die Sauce dann auf die gewünschte Konsistenz einkochen lassen.
:: Die Keulen und Flügel wieder in die Sauce legen (wer mag, zieht vorher die Haut ab) und am besten zusammen mit Reis und Linsen servieren.