Apfelstreusel. Das klingt jetzt erstmal nicht sonderlich aufregend, und ich gestehe gleich noch, dass ich Streuselkuchen eigentlich nicht so viel abgewinnen kann. Crumbles auch nicht, auch wenn diese allherbstlich dabei sind, Cupcakes und Tartelettes den (Internet-)Rang abzulaufen. Die Kombination aus warm-säuerlichem Obst und zuckrigen Streuseln kann mich nicht überzeugen, aber hey - ich mag ja auch kein Nutella und bin mir bewusst, dass ich damit ganz, ganz allein da stehe.
Doch dann gibt es da diese zwei braunen Augen, die mich beim Wort "Apfelkuchen" begeistert angeschaut und auf Streuseln über besagtem Apfelkuchen bestanden haben. Ähnlich wie bei der Sauce hat Widerstand da keine Chance.
Beim Hervorholen der Zutaten fiel mir mit Schrecken auf, dass die Flasche mit Reissirup nur noch einen kläglichen Teelöffel hergab, und natürlich war Sonntag. Somit habe ich den Kuchen nach "altem" Rezept mit Rohrohrzucker gebacken und währenddessen über das Projekt Zuckerfrei nachgedacht. Interessanterweise das erste Mal seit langem, dass ich bewusst darüber nachgedacht habe, denn das Leben ohne ist nach mehr als vier Monaten zur Selbstverständlichkeit geworden. Nach dem Abschluss der achtwöchigen Entwöhnungsphase habe ich meine bzw. unsere Ernährung so beibehalten (der Mann macht zum Glück willig mit), gehe aber nicht mehr unglaublich streng mit mir um. Will heißen: Wenn es bei einer Einladung zum Essen ein Dessert gibt, dann werde ich nicht nein sagen. Wenn mich im Café ein Törtchen anlacht und ich mich so fühle, dann werden das Törtchen und ich Freunde.
Es ist alles eine Form von Leben und Leben lassen. Ich fühle mich ungezuckert wohl, bin fit und ausgeglichen und habe ich mich von drei oder vier Kilo verabschiedet. Wenn mich jemand fragt, erkläre ich gern die Gründe und Hintergründe des Entschlusses, aber ich halte mich zurück und versuche, keine Predigten zu halten und niemand bekehren zu wollen. Nur eine Ausrede lasse ich nach wie vor nicht gelten, nämlich diese: "Das könnte ich nie!" Das kann man, aber man muss es natürlich auch wollen.
Gewollt habe ich auch dies: Den neuen Nachbarn Danke sagen, dafür, dass sie uns so herzlich willkommen geheißen haben. Wie gut, dass noch zwei Esslöffel Teig für zwei Streuselmuffins übrig waren!
Apfelkuchen mit Honig-Mandel-Streuseln
für die 20er Springform
KUCHEN:
100g weiche Butter
50g brauner Zucker (Rohrohrzucker gibt einen schönen karamelligen Geschmack), mehr wenn ihr es süßer mögt
1 TL Zimt
1 TL Vanilleextrakt
2 Eier
180g Mehl
2 TL Backpulver
50g Apfelmus
50g saure Sahne
2 große säuerliche Äpfel
STREUSEL:
50g kalte Butter
50g gemahlene Mandeln
25g Zucker
2 EL Honig + plus mehr zum Beträufeln
2-3 EL gehobelte Mandeln
evtl. etwas Mehl
:: Backofen auf 175°C vorheizen (150°C Umluft) und eine 20er Springform backfertig machen.
:: Butter und Zucker schaumig schlagen, Zimt und Vanille unterrühren. Die Eier einzeln unterschlagen. Mehl und Backpulver mischen und unter den Teig heben, dann Apfelmus und saure Sahne einrühren. Nicht zu stark rühren, einfach nur, dass sich eben alles vermengt. Teig in die Form füllen.
:: Äpfel schälen, vierteln und entkernen, die Viertel in Scheiben schneiden und in den Teig drücken.
:: Für die Streusel Butter, Mandeln, Zucker und Honig schnell verkneten bzw. zu Streuseln zerreiben. Falls der Teig zu weich ist, ein bisschen Mehl oder noch mehr gemahlene Mandeln unterkneten. Auf den Kuchen krümeln und mit den gehobelten Mandeln bestreuen.
:: In den Ofen schieben und 45 Minuten backen. Herausholen und mit 1-2 EL Honig beträufeln. Gut auskühlen lassen.