Als ich vor 15 Jahren zu Hause auszog, probierte ich mich nicht nur einmal quer durch alle Fertiggerichte, die der Supermarkt zu bieten hatte, ich schwor gleichzeitig auch Fett ab. Uääääääh, Fett! (*angeekelte Teenager-Miene*) Milch gab es ab dann nur noch in der Halbfett-Variante, Joghurt am besten gleich mit 0,1%, und alles, was mit "fettreduziert" beworben wurde, war automatisch ein Interessenskandidat, ebenso wie diese dubiosen "statt Sahne"-Produkte, die im Laufe der Zeit aufkamen. Schließlich hieß es doch immer, Fett mache fett. Das einzige sogenannte Schlank-Produkt, mit dem ich mich auch schon damals nicht anfreunden konnte, war Putenbrust.
Glücklicherweise dauerte meine Low-Fat-Phase nur ein paar Jahre. Butter kommt mir zwar noch immer nur noch in den seltensten Ausnahmefällen auf's Brot, aber das ist eine reine Geschmacks- und Konsistenzsache. Ansonsten sind Öle, Nüsse, vollfette Milchprodukte und hin und wieder tierisches Fett meine Freunde. Und Avocados.
Ooooh, Avocados. Als ich Euch das erste Mal probierte, war es um mich geschehen.... OK, stopp - ganz so war es nicht, meine erste Avocado war ein unreifes, hartes Ding mit widerspenstiger Schale und seifigem Geschmack. Und ich war 12. Keine gute Kombination. Unsere wahre Liebesgeschichte begann erst viel später, und ich schäme mich, zuzugeben, dass ich den dunkelgrünen Knubbelschalen während meiner Fett-Abstinenz untreu wurde. Was ich in dieser Zeit alles verpasst habe! Nicht nur den cremigen Geschmack, auch eine geballte Ladung an ungesättigten Fettsäuren, an den Vitaminen A und E, an Alpha- und Beta-Carotin. Außerdem macht es das in der Avocado enthaltene Fett einfacher, fettlösliche Vitamine und Nährstoffe aus anderen Früchten herauszulösen. Übrigens, alle die im Baby-Modus sind, sollten Avocados auch auf ihren Einkaufszettel setzen, denn sie enthalten viel Folsäure, sollen den Hormonhaushalt ausgleichen und übrigens auch beim Mann alles in Schwung bringen. Fun fact: Das aztekische Wort für Avocado, ahuacatl, bedeutet soviel wie Hoden, da sie paarweise wachsen. (Und naja, auch ein bisschen so aussehen.) Bei einer Avocado dauert es übrigens auch 9 Monate, bis sie von der Blüte bis zur reifen Frucht heranreift.
In Woche 2 des Projekt Zuckerfrei 2013 holen wir also mehr Fett auf den Teller. Keine Pommes, tut mir Leid, aber ansonsten alles, was schmeckt und dem Körper gut tut. Kokos- und Olivenöl, Oliven, Avocados (ach), Nüsse, Kürbiskerne und Saaten, Käse und Joghurt mit natürlichem Fettgehalt, Eier. Erschreckt? Muss nicht sein. Genau wie bei der Umwandlung von Glucose in Energie hat unser Körper ein sensibles Regelsystem, das uns sagt, wann es reicht. Dieses Signal auch zu hören, oder besser: auch hören zu wollen, müssen wir oftmals erst wieder lernen. Es zu hören, zu verstehen und zu akzeptieren, also aufhören zu essen, wenn man satt ist, das ist die ganz hohe Kunst, oooooh ja. *seufz*
- Was mir in dieser Woche hilft: Ganz bewusst essen. Das fühlt sich am Anfang ziemlich albern an: nach jedem zweiten Bissen abzuwarten, ob der Bauch sagt, so reicht jetzt, ne. Aber es funktioniert! Als wir gestern abend beim Essen saßen, sagte ich plötzlich zum Testesser: "Wahnsinn. Gerade hat mein Hypothalamus Signale ans Hirn geschickt, dass ich satt bin. Das ist irgendwie wie bei Otto Waalkes damals: Großhirn an Kleinhirn!" (Er hat gelacht. Gelacht! Grmpf. Ich mache hier die Entdeckung des Jahres und er lacht.)
- Was ich in dieser Woche austausche: Snacks. Wenn der kleine Hunger kommt, dann gibt es keinen Apfel (geschweige denn einen Keks), sondern ein Stück Käse für das Insta-Satt-Gefühl. Ich habe im Büro übrigens auch immer Käse in einer Tupperschüssel im Kühlschrank stehen, und wenn das 11-Uhr-Tief oder das Nachmittagsloch kommt, dann hole ich mir ein Stückchen. Am liebsten Ziegengouda.
- Mein Superfood in dieser Woche: Mein heißgeliebtes natives Kokosöl, mein absoluter Allrounder. Sehr hoch erhitzbar, also perfekt zum Braten, aber gleichzeitig auch lecker und leicht süßlich auf einer Scheibe Brot, und voll mit essentiellen Fettsäuren. Und - kein Witz - mein Held im Badregal. Seit einiger Zeit benutze ich Öl zur Gesichtsreinigung, und meine Haut liebt Kokosöl.
- Interessant: Das Gehirn besteht in seiner Trockenmasse zu 60 % aus Fett.
Überbackene Avocado
Die Brösel-Masse reicht locker für 2 Avocados, also 4 Hälften
25g Haselnusskerne (eine Handvoll)
2-3 EL grob gehackte Petersilie
abgeriebene Schale von 1/4 Zitrone
1-2 EL Zitronensaft
2 EL Olivenöl
1-2 EL Paniermehl oder 1/2 Scheibe altbackenes Bauernbrot
Salz & Pfeffer
1 Prise Piment d'Espelette (alternativ Chili)
2 Avocado
evtl. Olivenöl zum Beträufeln
:: Backofen auf 220°C vorheizen, während der Aufheizphase die Haselnüsse auf ein Backblech geben und für 5 Minuten im Ofen rösten. Herausnehmen und etwas abkühlen lassen.
:: Haselnusskerne, Petersilie, Zitronenschale und -saft mit Olivenöl und Paniermehl in die Küchenmaschine geben und alles mittelgrob hacken, so dass durchaus noch Stückchen da sind. Ohne Küchenmaschine: Scharfes Messer zum Einsatz bringen und die Haselnüsse und die Petersilie hacken, dann Zitrone, Öl und Paniermehl unterrühren. Mit Salz, Pfeffer und Piment d'Espelette abschmecken.
:: Avocados halbieren, den Kern entfernen und die Hälften mit der Bröselmasse bedecken. Für ca. 7 Minuten in den Backofen schieben. Die Bröselmasse soll leicht bräunen, die Avocados sollen aber nicht zu warm oder matschig werden. Wer eine gut regulierbare Grillfunktion im Ofen hat, kann die dazunehmen - meine ist so stark, dass sie die Brösel sehr schnell verbrennen ließ.
:: Herausnehmen und nach Geschmack mit etwas Olivenöl beträufeln.
Avocado mit Tomaten-Salsa-Füllung
für 2 Avocado-Hälften
1/4 kleine rote Zwiebel
1 TL heller Essig
150g Kirschtomaten
1/2 Bund Koriander
1/4 rote Chili (gern mehr, wer mag!)
1 kleine Knoblauchzehe
Limettensaft
Pfeffer
asiatische Fischsauce (oder good old Salz)
1 Avocado
:: Die Zwiebel in feine Scheiben schneiden und in einer Schüssel mit dem Essig mischen. Eine Viertelstunde stehen lassen. (Der Essig entzieht den Zwiebeln die manchmal unangenehme Schärfe.)
:: Tomaten waschen und in Würfel schneiden, zu den Zwiebeln geben. Koriander waschen, trockenschütteln und mittelfein hacken. Chili fein würfeln, Knoblauchzehe fein hacken. Alles zu Zwiebeln und Tomaten hinzufügen und gut durchrühren. Mit Limettensaft, Pfeffer und Fischsauce (oder Salz) abschmecken.
:: Auch gut: Das Avocadofleisch herauslöffeln, in Würfel schneiden und unter die Salsa rühren. Schmeckt super zu Tortillas oder in den Quesadillas von hier.