Der Zucker und ich haben uns weitestgehend miteinander arrangiert: Ich komme damit klar, ihn zu ignorieren, er muss damit klarkommen, ignoriert zu werden. Auch meine anfängliche Befürchtung, irgendwann für einen Apfel oder ein Stück Banane töten zu wollen, hat sich als komplett unbegründet erwiesen. Obst vermisse ich fast gar nicht, viel weniger als Tomaten, denn auch die sind im Moment gestrichen. Und da beginnt das Problem: Während ich mich ganz zuckerfrei wirklich großartig fühle, werde ich sozial unverträglich. Essen gehen ist momentan eine wirkliche Herausforderung, für mich und für meine Mitmenschen.
Situation 1: Gemütliches Essen mit dem Gatten oder anderen lieben Menschen - keiner hetzt oder schaut auf die Uhr, wir haben alle Zeit der Welt. Und doch, während alle anderen schon längst gewählt haben, studiere ich immer noch die Speisekarte, gehe mental die Bestandteile eines Gerichts durch (Tomaten? Balsamico? Honig?) und löchere dann den armen Keller mit Fragen.
Situation 2: Mittagessen mit den Kollegen. In der Regel bin ich ein "Selbstversorger" und bringe mein Essen mit, wenn ich aber unterwegs bin, spielen sich ähnliche, aber ungleich dramatischere Szenen ab wie oben, denn diesmal sitzt die Zeit im Nacken. Am Ende bestelle ich einen Salat ohne Dressing (nein, auch kein Balsamico, bitte danke) und ohne Tomaten und komme mir vor wie eine der Tussis aus der "Ladies Lunch"-Liga, über die ich sonst nur den Kopf schütteln kann.
Natürlich frage ich mich an diesen Momenten, warum ich das eigentlich tue. Zu welchem Zweck, für wen, und überhaupt - bringt mich das der Weltherrschaft näher? Wahrscheinlich nicht. Aber dann erinnere ich mich daran, dass ich den kleinen Wohlstandsring um die Körpermitte verloren habe, dass meine Haut wieder mein Freund ist und dass außerhalb der Restaurants eine ganze Welt zuckerfreier süßer Dinge existiert, für ich ich mittlerweile gern Gummibärchen und Schokolade links liegen lasse.
Wie diesen Mandelmilchreis zum Beispiel. Leicht süß durch Mandelmilch, knusprig durch geröstete Mandeln und genauso cremig wie das Original. Funktioniert übrigens auch super in der Kokos-Variante! Und alles ohne einen Krümel (industriellen) Zucker.
Mandelmilchreis
für 4 Dessertportionen
700 ml Mandelmilch (so geht's)
70g Rundkornreis (Milch- oder Arborioreis)
2 EL gemahlene Mandeln, von der Mandelmilch-Herstellung zurückbehalten
2 EL Amaretto oder einige Tropfen Mandelextrakt
2 EL gehobelte Mandeln
für ganz Süße: 1 EL Reissirup - geht aber auch ohne
:: Mandelmilch sanft zum Kochen bringen, dann den Reis einrühren und so lange leise köcheln lassen, bis der Reis weich ist und einen Großteil der Milch aufgesaugt hat.
:: Gemahlene Mandeln und Amaretto oder Mandelextrakt unterrühren und so lange weiterköcheln, bis die Milch vollständig aufgesogen ist.
:: Wer es süßer mag, rührt jetzt den Reissirup ein.
:: Milchreis abkühlen lassen.
:: Gehobelte Mandeln in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Milchreis auf die Gläser verteilen und mit gehobelten Mandeln betreuen.
Für die extra-knusprige Variante 2 EL gehobelte Mandeln mehr anrösten und unter die Mandeln heben, dann auf Schälchen verteilen, mit den restlichen Mandeln bestreuen und servieren.
Für die extra-knusprige Variante 2 EL gehobelte Mandeln mehr anrösten und unter die Mandeln heben, dann auf Schälchen verteilen, mit den restlichen Mandeln bestreuen und servieren.